Stell Dir vor, es brennt – und keiner löscht. Nicht mit mir.

Auch dann, wenn draußen die Vögel zwitschern, wenn die Sonne vom Himmel scheint und die Luft über dem Boden zum Flimmern bringt; auch dann, wenn gerade der Eisverkäufer eine Kugel Vanille-Eis an Fritzchen verschenkt und dann, wenn Oma Friede die Blumen gießt, ist in der Welt nicht nur Friede, Freude, Eierkuchen. Unfälle, sei es im Straßenverkehr oder zuhause, Brände und Feuer jeder Art oder schlichtweg Menschen in ausweglosen, lebensbedrohlichen Lagen gibt es zu jeder Zeit. Auch in diesem Moment. Jetzt. Aus diesem Grund habe ich mich schon vor einigen Jahren entschieden, ehrenamtlich Dienst in einer Freiwilligen Feuerwehr zu leisten.

Und damit bin ich nicht allein: Meine knapp 100 Kameradinnen und Kameraden und ich sind in unserer kleinen Stadt rund um die Uhr zur Stelle, wenn es nötig werden sollte. Und trotzdem werden es mit jedem Jahr weniger Bürgerinnen und Bürger, die sich dafür entscheiden, mitzumachen. Deshalb berichte ich auf diesen Seite, wie ich zur Feuerwehr kam, über meine ersten und interessantesten Einsätze und einige kleine Exkurse über allerlei nützliches Fachwissen.

Feuerwehr ist ein Ehrenamt, aber nicht nur nebenbei und schnell erledigt. Es ist im Grunde genommen eine Berufung neben dem Beruf. Wer behauptet, er sei bloß dies oder das und nebenher Feuerwehrmann, sagt nicht ganz die Wahrheit. Es ist eher anders herum: Man ist ununterbrochen Feuerwehrmann, quasi hauptberuflich, aber unbezahlt. Man ist immer im Dienst. Jeden Tag Früh-, Spät- und Nachtschicht. Es gibt eben nur den Unterschied, dass man nicht auf der Wache wartet, sondern nebenher sich noch sein Geld verdienen muss. Kommt es aber doch zum Einsatz, ist man mit all seinen Kameraden binnen weniger Minuten am Gerätehaus und legt los; ganz so, als habe man auf nichts anderes gewartet. Dienst im Rhythmus 24/7.

Jeder – ausnahmslos – jeder der knapp 80 Millionen Bundesbürger, der einen gerechtfertigten Notruf über die Nummern 110 (Polizei) oder 112 (Feuerwehr, Rettungsdienst, Katastrophenschutz) absetzt, darf umgehende Hilfe erwarten. Die meisten tun das auch. Und gemäß den gesetzlichen Fristen dauert das nicht länger als ca. acht bis zwölf Minuten. Völlig egal, ob der Herr Schmidt aus Friesland sich den Kopf am Fischkutter gestoßen oder die Katze von Tante Hilde im letzten verschlafenen Dorf an der Südgrenze Bayerns auf dem Baum sitzt und nicht mehr herunterkommen will.

Schnelle Hilfe kommt. Garantiert. Darauf darf sich jeder verlassen. Und wenn theoretisch nicht – oder auch nur ein wenig zu spät -, wäre die Hölle los: Dann gehen die Leute plötzlich auf die Barrikaden und verlangen, klagen, beschweren sich, dass sie ein Recht darauf hätten, dass ihnen geholfen werde.
Aber auf der Kehrseite sieht es anders aus. Stellt eine Gemeinde irgendwann fest, dass es akut an Kräften mangelt und die Hilfe möglicherweise tatsächlich nicht geleistet werden könnte, wird sie ihre Bürger auffordern, selbst tätig zu werden; Stichwort: Freiwillige Feuerwehr. Da sind die Leute, die vorher laut gerufen haben, aber plötzlich still. Jetzt, wo man plötzlich nicht mehr bloß im Recht, sondern in der Pflicht ist, will keiner etwas gesagt haben.
Von morgens bis abends und nachts bei Bedarf immer Hilfe haben wollen? „Ja, ich bitte darum!“ – Aber mithelfen? „Keine Zeit. Das sollen lieber die anderen machen“.

Ich habe im Ausland erlebt, wie es sein kann, wenn die Hilfe, die man braucht, tatsächlich nicht kommt. Umso mehr schätze ich die Hilfe, die ich hier jederzeit erwarten darf. Und ich trage spätestens seitdem selbst einen Melder am Gürtel und helfe, wann immer jemand danach ruft.

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