Feuerwehr

Und plötzlich biste Chef vom Feuerwehrauto

Der markante Unterschied zwischen Freiwilliger Feuerwehr und Berufsfeuerwehr ist ihre Spontanität. Während die Berufsfeuerwehr schon Wochen im Voraus weiß, wer an einem bestimmten Datum auf welcher Position in welchem Fahrzeug seinen Dienst verrichten wird, weiß das bei der Freiwilligen Feuerwehr, selbst wenn der Pieper schon piept, noch niemand. Hier ist erst bekannt, wer im Einsatz was tun wird, wenn es soweit ist. Das erfordert Kreativität:

Besonders interessant wird es bei Führungskräften. Die sind nämlich selten und ihre Ausbildung ist teuer, also gibt es auch selten Nachschub. Angenommen also, eines schönen Abends im Herbst brennt ein Auto in einem Carport zwischen zwei Wohnhäusern, die ebenfalls Feuer zu fangen drohen, und drei einfache Feuerwehrmänner stehen im Gerätehaus und es kommt und kommt einfach kein Gruppen-, Zug- oder Verbandsführer, rate mal, wer den Fahrzeugführer spielen darf. Der, der zuletzt den Finger an der Nase hat. Richtig. Ich. Besonders mein Händchen für Funkgeräte hatte mich in den Augen meiner Kameraden dafür qualifiziert. Super.

Und so durfte ich zu meinem – wohlgemerkt – erst zweiten(!) richtigen Gebäudebrand als Gruppenführer ausrücken. Das heißt, ich durfte vorne sitzen, Fahranweisungen geben, mit der Leitstelle und dem Einsatzleiter funken, bestimmen, dass wir mit Blaulicht und Horn fahren und all die Last der Verantwortung tragen. Zum Glück, muss ich zugeben, wurden wir nur nachalarmiert. Der Löschzug aus dem anderen Ortsteil war bereits zehn Minuten früher angepiept worden und kämpfte schon gegen das Feuer. Wir waren – Gott sei Dank! – nur das letzte Fahrzeug vom letzten Abmarsch, deshalb machte es sogar Spaß. Nicht auszudenken, was ich als Fahrzeugführer des erstausrückenden Löschfahrzeuges getan hätte. Sicher: Man hatte es schon mal auf einem Lehrgang der Übung halber gemacht. Aber keinen Plan hatte ich, wie ich reagiert hätte, wäre ich wirklich der erste Mann vor der brennenden Karre gewesen. Das zeigt wieder wie wichtig es ist, Mitglieder zu gewinnen. Mehr Feuerwehrmänner sorgen für mehr Führungskräfte, die verhindern, dass ich armer Kerl (oder irgendwer sonst) eines Tages wirklich allein vor einem Blechhaufen aus Autos stehe, in dem schreiende und blutende Menschen stecken und Kommandos geben darf, ohne dafür wirklich ausgebildet worden zu sein.

Auf diese Weise fuhren wir also die Einsatzstelle an, ich wurde umgehend meinem höheren Zweck entsprechend degradiert und zum Truppführer des Sicherheitstrupps gemacht, der zwar mit Atemschutzmaske, aber im Stand-by ohne Anschluss an die Flasche, im qualmigen Dampf der Einsatzstelle stehen und warten muss, dass ein Kamerad verunglückt, um ihn dann zu retten. Dieses Ereignis trat glücklicherweise nicht ein, sodass wir nur eine Stunde lang unter voller Montur auf dem Bürgersteig warten durften, bevor wir die engen Masken abnehmen und wieder nachhause fahren konnten.

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