Gruppenführerlehrgang am Institut der Feuerwehr NRW
Im Laufe einer kleinen, ehrenamtlichen Karriere bei der Freiwilligen Feuerwehr stellt sich den meisten Brandschützerinnen und Brandschützern irgendwann die Frage, ob sie Teil der Mannschaft bleiben wollen (Dienstgrade: Feuerwehrmannanwärter, Feuerwehrmann, Oberfeuerwehrmann, Hauptfeuerwehrmann, Unterbrandmeister) oder in die Führungsriege wechseln möchten (häufig als Kommando bezeichnet, Dienstgrade: Brandmeister und aufwärts). Als mein Einheitsführer mich eines Tages anrief und fragte, ob ich das wohl machen wolle, hatte ich längst schon ausführlich mit dieser Entscheidung auseinandergesetzt und konnte sofort „Ja“ sagen. Ich hatte zwar frühestens fünf Jahre mit dieser Frage gerechnet, aber sei es drum.
Wer bei einer nordrhein-westfälischen Freiwilligen Feuerwehr bereits Truppführer ist (und ein paar weitere, formale Voraussetzungen erfüllt), kann Gruppenführer werden. Als Gruppenführer ist man verantwortlich für sich, sein Fahrzeug und bis zu acht Kameradinnen und Kameraden. Und weil das ein ganzes Stück mehr Verantwortung mit sich bringt als das Führen eines Trupps (maximal man selbst, ein Fahrzeug und zwei weitere Kameradinnen und Kameraden), macht man einen Gruppenführerlehrgang nicht an einem Wochenende oder ein paar Wochenenden; und der Lehrgang findet nicht auf Ebene des Landkreises oder der kreisfreien Stadt statt, sondern beim Institut der Feuerwehr des Landes Nordrhein-Westfalen, kurz IdF NRW. Dabei handelt es sich um die Feuerwehrschule des Landes, die weniger als eine Handvoll Standorte hat. Der Stammsitz und mit Abstand größte Ausbildungsstandort des IdF NRW ist in Münster in Westfalen, dem ländlichen Landesteil im Norden von NRW.
Der Gruppenführerlehrgang heißt heute nicht mehr „FIII“ oder „F3“, sondern „GF-Basis“ und erstreckt sich über einen Zeitraum von zwei Wochen, d.h. zwei mal fünf Werktage. Er umfasst mindestens zwei schriftliche Prüfungen und ggf. noch eine mündliche Prüfung; praktisch geprüft wird seit ein paar Jahren nicht mehr. Geschlafen und gegessen wird vor Ort, alle Kosten trägt das Land. Wenn man Glück hat (oder Corona-Pandemie herrscht), bekommt man ein Einzelzimmer; andernfalls teilt man sich sein Schlafgemach mit einer weiteren Person. Alle Zimmer sind mit Bett, Schrank, Schreibtisch, Fernseher, Telefon, Internet, Stuhl, Nachttisch und einem eigenen, schnuckeligen Badezimmerchen mit Dusche ausgestattet.
Vor meinem Gruppenführerlehrgang hätte ich mir gewünscht, dass ich irgendwo hätte nachlesen können, wie dieser so abläuft. Daher veröffentliche ich hier den Ablauf meines GF-Basis-Lehrgangs im Jahr 2020. Selbstverständlich kann keine Gewähr dafür gegeben werden, dass dieses Schema auch in anderen Durchgängen desselben Lehrgangs eingehalten wird.
Vorbereitung
Lernen für den Vortest
Ja, richtig gehört. Vor Beginn des GF-Basis-Lehrgangs am IdF NRW sollten die Inhalte des Truppmannlehrgangs, des Truppführerlehrgangs, des ABC-Lehrgangs, des Atemschutzlehrgangs und des Funklehrgangs sitzen. Das steht auf der Beschreibung des Lehrgangs auf den Internetseiten des IdF und ist nicht geflunkert. Um die Motivation zur Vorbereitung auf den Lehrgang etwas zu erhöhen, wird am ersten Tag ein Vortest geschrieben. Dieser umfasst zehn Ankreuzfragen aus einem hunderte Fragen umfassenden Katalog und fragt ausschließlich Wissen ab, das vor dem Gruppenführerlehrgang erworben worden sein sollte. Ein Glück, dass dieser Fragenkatalog öffentlich auf den Internetseiten des IdF heruntergeladen werden kann – mit und ohne Musterantworten. Wer diesen Katalog im Vorfeld vier oder fünf Male durcharbeitet, hat anschließend Kopfschmerzen, aber holt sich im Vortest auf jeden Fall schonmal einige Punkte. Keine Sorge: Den Vortest kann man nicht nicht bestehen. Selbst wer keine Punkte erzielt, darf den Lehrgang absolvieren; aber: die Punkte zählen schon zur schriftlichen Abschlussprüfung dazu. Wer nicht riskieren möchte, wegen fehlender Punkte eine mündliche Prüfung zu absolvieren, sollte hier schonmal mit dem Sammeln beginnen. Zum Thema Prüfungen und Punkte siehe ganz unten.
Kleiderordnung
Meine größte Sorge vor dem Lehrgang war die Kleiderordnung. Das IdF schreibt auf seinen Internetseiten nämlich: „Der Lehrgang wird von Beginn an in der u. a. Schutzkleidung durchgeführt. Das Mitbringen der Ausgehuniform ist nicht notwendig“. Ich war verwirrt und konnte mir nicht vorstellen, den Vortest in Kampfklamotte schreiben zu müssen. Das hat sich glücklicherweise auch nicht bewahrheitet. Kleiderordnung:
- bei praktischen Übungen: Einsatzkleidung (wirklich egal, ob dicke Sachen für den Innenangriff oder dünne Sachen für TH-Einsätze)
- bei theoretischem Unterricht: Dienstkleidung (z. B. Poloshirt und Pullover mit Uniformhose, meinetwegen auch Uniformjacke, aber auf jeden Fall ohne Hemd; dazu schwarze Schuhe). Grund hierfür ist, dass man halbwegs einheitlich auftreten und als Feuerwehr erkennbar sein soll, mehr nicht. Hauptsache, man kommt nicht in Freizeitkleidung und Turnschuhen.
Ablauf des Lehrgangs
Woche 1.
Montag.
- Anreise, Anmeldung, Zimmer beziehen. Parken ist auf dem Gelände möglich, bei der Anfahrt fährt man einfach vor die Schranke und der Portier öffnet diese. Anschließend geht man – beladen mit seiner kompletten Schutzausrüstung und seinem Koffer – zur Anmeldung im Sekretariat. Wo das liegt, kann man auf dem Lageplan des Geländes gut erkenen. Dort sagt man freundlich Hallo, bekommt einen Schlüssel, den man kurz an einem elektronischen Terminal im Eingangsbereich aktivieren muss. Dann kann man seinen Kram auf sein Zimmer bringen und hat ein paar Minuten zum Verschnaufen.
- Warten mit anderen Teilnehmern. Dann wartet man auf die Begrüßungszeremonie und den Vortest, üblicherweise steht man dazu in der Eingangshalle vor dem Sekretariat und schaut beschämt auf den Boden, bis der Lehrgangsleiter mit seinen Dozenten vorbeikommt und die ganze Gruppe abholt.
- Begrüßung, Vortest. Dann findet eine Begrüßung statt, geleitet von einer PowerPoint-Präsentation. Hier erfährt man viele nützliche Details über seinen Aufenthalt. Dann wird der Vortest geschrieben (siehe oben). Zuletzt wurden noch Fahrer bestimmt, die natürlich die entsprechende Fahrerlaubnis besitzen müssen und das auch noch ein paar Jahre schon. Diese Fahrer fahren nicht bei jeder Übung, aber sie kümmern sich zumindest um die Fahrten zum Außengelände des IdF (mehr dazu beim übernächsten Punkt), sie holen morgens die Schlüssel für die Fahrzeuge und schreiben das Fahrtenbuch. Ist nicht die tollste Aufgabe.
- Warten auf dem Zimmer. Dann ist kurz Ruhe vor dem Sturm, man hat etwas Wartezeit, die man beispielsweise auf dem Zimmer verbringen kann, um seinen Koffer auszupacken.
- Abfahrt zum Außengelände. Überraschung für alle, die am Standort Münster ihren GF-Basis-Lehrgang absolvieren: Das sogenannte Außengelände für die praktische und auch die meisten theoretischen Übungen befindet sich gar nicht in Münster, sondern ganz knapp an der kommunalen Grenze auf dem Gebiet der Stadt Telgte (Kreis Warendorf). Dort fährt man jeden Tag hin, inklusive Feuerwehrfahrzeug. Am Stammgelände in Münster wird nur geschlafen und manche Mahlzeiten werden dort eingenommen. Die Einsatzklamotten nimmt man mit zum Außengelände und lässt sie bis zum Ende des Lehrgangs dort in seinem persönlichen Spind.
- theoretischer Unterricht (Kennenlernen). Juhu, Gruppenspiele! Vor Ort hat man erstmal seine(n) Dozenten und sich gegenseitig kennengelernt.
- Leitersteigen, Fahrzeug und Gelände kennenlernen. Und dann ging es auch schon nach draußen; erst in die Umkleidekabine, wo man sich in seine Einsatzklamotten geschmissen hat, dann in die berühmt-berüchtigte Übungshalle auf dem Außengelände des IdF. Dort wird eine Steckleiter aufgebaut und jeder muss einmal hoch klettern und in ein Fenster übersteigen. Wer das nicht schafft, fährt nachhause. Kein Witz, ist in meiner Gruppe so passiert. Zwar wird beim ganzen restlichen Lehrgang höchsten noch ein oder zweimal noch eine Leiter aufgebaut, aber so sind eben die Regeln. Wer sich nicht traut, eine Leiter zu besteigen, kann sich die Anreise zum IdF sparen.
Dienstag.
- Aufstehen, Fahrt zum Außengelände, Frühstück. Der erste richtige Lehrgangstag beginnt – wie alle anderen Tage auch – um ca. 5:30 Uhr mit dem Wecker, kommt vielleicht darauf an, wie schnell man ist; denn um 6:05 Uhr ist Abfahrt zum Außengelände. Spätestens dann sollte man auf einem MTF oder HLF Platz genommen haben, um vom Fahrer zum Außengelände kutschiert zu werden. In der Regel wird dort gefrühstückt, man munkelt aber, dass manche Gruppen auch auf dem Stammgelände frühstücken, bevor sie rüberfahren.
- Theoretischer Unterricht. Natürlich gehört zur Gruppenführerausbildung auch Theorieunterricht, aber keine Sorge, denn dieser nimmt nur einen überraschend kleinen Teil ein. Der Fokus liegt deutlich auf der praktischen Ausbildung in Form von Einsatzübungen, dazu aber gleich mehr. Die erste Theorieeinheit befasste sich mit den Grundsätzen des Führens und des sogenannten Führungsvorgangs. Themen des Tages waren Kommunikation, Befehlen und Melden, Gefahren der Einsatzstelle (AAAABCCCC-Schema) und der Führungsvorgang (Führungskreislauf). Letzterer wurde auch gleich anhand eines Planspiels eingeübt. Dazu wurden liebevoll gebaute Miniatur-Modelle verschiedener Einsatzstellen auf die Tische gestellt. Ein Gruppenmitglied wurde zum Gruppenführer ernannt und erhielt ein Kärtchen mit Lageinformationen. Dann wurde gemeinsam der gesamte Führungsvorgang detailliert durchgespielt: Erkundung, Beurteilung und Befehl – natürlich mit einer ausführlichen Bewertung aller möglichen Gefahren, aller möglichen taktischen Reaktionsmöglichkeiten und aller möglichen Aufteilungen der Einsatzkräfte zur Bewältigung dieser Aufgabe. Dann wurden die Szenarien der Reihe nach allen Lehrgangsteilnehmern und Ausbildern vorgestellt, das zum Gruppenführer ernannte Gruppenmitglied hat den ausgetüftelten Einsatzbefehl vorgetragen und bekam hier bereits Feedback zur Art und Weise der Befehlsgabe, inhaltlich, aber auch im Hinblick auf Körperhaltung, Sprechlautstärke und so weiter.
- Einsatzübungen Technische Hilfeleistung. Und dann wurde es praktisch: Ab nach draußen bei rund. 5 °C und leichtem Nieselregel Mitte Dezember zu den ersten Einsatzübungen. Diese drehten sich heute im die technische Hilfeleistung. Per Los wurde für jedes Übungsszenario ein Gruppenführer bestimmt, alle anderen Positionen durften nach Lust und Laune eingeteilt und besetzt werden. So blieben immer zwei Lehrgangsteilnehmer übrig, die dann von den Ausbildern als Teil des Szenarios und/oder als Leitstelle (Ansprechpartner per Funk) eingesetzt werden konnten. Die Szenarien in dieser ersten Übung waren:
- Ein PKW mit einer Person darin droht, in ein Gewässer abzurutschen,
- eine Person ist unter dem Reifen eines PKW eingeklemmt und
- ein Fahrzeug ist im Gleisbett einer Bahnstrecke liegengeblieben.
Mittwoch.
- Theoretischer Unterricht. Los ging es in der Früh wieder mit einer theoretischen Einheit zur Übung des Führungsvorgangs. Die anschließenden Beispiele, ganz nach dem Vorbild des Vortags, thematisierten heute Brandszenarien.
- Theoretischer Unterricht in der Übungshalle. Dann ging es in die Übungshalle des IdF-Außengeländes, wo theoretischer Unterricht am praktischen Objekt durchgeführt wurde: Wir schauten uns ein Übungsgebäude von innen an und besprachen die Sinnhaftigkeit zweier taktischer Vorgehensweisen, die am IdF NRW mit großem Elan ausgebildet werden und ehrlichgesagt wirklich vielversprechend klingen und wirken. So absolviert heute mit Sicherheit niemand einen Gruppenführerlehrgang, ohne die Begriffe Fensterimpuls und Brandbekämpfung zur Menschenrettung gehört zu haben.
- Einsatzübungen Brand. Jetzt wurde es wieder ernst. Mit dem frisch erworbenen Wissen wurden heute zwei Einsatzszenarien praktisch geübt:
- Zimmerbrand mit vermissten Personen und
- Kellerbrand mit vermissten Personen und Atemschutznotfall.
Donnerstag.
- Theoretischer Unterricht. Am Vormittag wurden wieder Planspiele im Schulungsraum durchgeführt, nach technischer Hilfeleistung und Brandeinsätzen heute – wer hätte es geahnt? – Sonderlagen. Also Unfälle mit gefährlichen Stoffen und Gütern, ein eingestürztes Gebäude, eine Person unter einem Zug und so weiter. Dann gab es eine kurze und wirklich interessante Einheit zum Thema Rechtskunde, wo die Nutzung von Sonderrechten auf dem Weg zur Einsatzstelle sowie die Befugnisse des Einsatzleiters gemäß BHKG besprochen wurde. Dafür kamen wieder die Planspielbretter zur Anwendung, jedoch nicht eine Zeile öde-grauer Gesetzestext. Großes Lob an die Ausbilder!
- Einsatzübung GAMS. Am Vormittag noch auf dem Planspielbrett erprobt, konnten am Nachmittag mehrere GAMS-Lagen in praktischen Übungen durchgespielt werden. Das beste an diesen Szenarien ist wirklich ihre vollkommene Einheitlichkeit, das Schema ist immer: Gefahr erkennen, Absperren, Menschenleben retten, Spezialkräfte nachfordern. Und zwar wirklich immer. Und dadurch sind diese Einsätze in wenigen Minuten abgeschlossen und bieten nicht viel Potential für Fehler – zumindest in der simulierten Realität des IdF.
Freitag.
- Einsatzübungen. Zum Abschluss der Woche gab es keinen Theorieunterricht mehr, dafür umso mehr Zeit für praktische Übungen. Die Szenarien heute waren:
- ein Wohnhausbrand, natürlich mit vermissten Personen,
- ein brennender PKW mit einer Person darin, der in die Tür eines Mehrfamilienhauses gefahren ist,
- ein Kellerbrand,
- ein Verkehrsunfall mit einer eingeklemmten Person und einer reanimationspflichtigen Person außerhalb des Fahrzeugs und
- eine GAMS-Lage.
Woche 2.
Montag.
- Theoretischer Unterricht. Schon am ersten Tag der zweiten Woche erwartete uns die vorletzte Theorieeinheit des Lehrgangs: Vorbeugender Brandschutz. Hier lernten wir alles über die Beschaffenheit von Gebäuden, wie lange eine Tür, ein Fenster, eine Wand und eine Zimmerdecke einem Brand Widerstand leisten können muss. Außerdem gab es Hinweise zu gesetzlich vorgeschriebenen Geschosshöhen und die Verwendbarkeit verschiedener Leitern oder einer Drehleiter in Anbetracht dieser Maße.
- Zugübungen. Dann begannen die Zugübungen. Diese sollten bis Mittwochvormittag dauern und waren die nächste (und realistischere) Stufe unserer praktischen Ausbildung. Zugführer war natürlich niemand von uns, schließlich sollten wir erstmal zu Gruppenführern ausgebildet werden, also übernahm die Aufgabe des Zugführers ein Ausbilder des IdF. Die Zugübungen liefen immer so ab, dass ein Gruppenführer mit seinem HLF zu einer Einsatzstelle kam und erkundete. Immer handelte es sich um eine Lage, die mehr als eine Gruppe erforderte, sodass bei der Lagemeldung immer „der Rest des Zuges“ nachgefordert wurde. Während man dann mit seiner Gruppe die Erstmaßnahmen ergriff, trudelten mit einiger Verzögerung ein zweites HLF mit einer zweiten Gruppe (die andere Hälfte des wegen Corona aufgeteilten Lehrgangs) sowie ein ELW mit dem Zugführer und seinem Führungsassistenten ein.
Dienstag.
- Zugübungen. Der gesamte Dienstag der zweite Woche bestand aus Zugübungen, schließlich mussten über zwanzig Lehrgangsteilnehmer jeweils einmal ersteintreffender Gruppenführer bei einer Zuglage gewesen sein.
Mittwoch.
- Zugübungen. Am Mittwochvormittag fanden dann die letzten Zugübungen statt.
- Gruppenübungen. Langsam rückte der Prüfungstag näher, vorher sollte aber jedem Lehrgangsteilnehmer noch einmal die Möglichkeit gegeben werden, einen Übungseinsatz als Gruppenführer zu befehligen. Insgesamt hat am Ende des Lehrgangs also jeder Teilnehmer drei praktischen Übungen als Gruppenführer absolviert: Einen Brandeinsatz, eine technische Hilfeleistung (oder GAMS-Lage) sowie eine Zugübung. Außerdem hat man dutzende weitere Übungen als Angriffs-, Wasser- oder Schlauchtrupp, Melder oder Maschinist absolviert und auch dabei viele nützliche Einblicke in die Einsatzführung gewinnen können.
Donnerstag.
- Gruppenübungen. Die Gruppenübungen vom Vortag wurden am vorletzten Lehrgangstag fortgesetzt, bis wirklich jeder Lehrgangsteilnehmer seine zweite Gruppenübung in der Rolle des Gruppenführers absolviert hatte. Früher sind an diesem Lehrgangstag die praktischen Prüfungen durchgeführt worden, diese gibt es nun nicht mehr.
Freitag.
- Schriftliche Prüfung zum taktischen Verständnis. Details dazu: ganz unten.
- Theoretischer Unterricht. Die letzte Theorieeinheit fand erst nach der theoretischen Prüfung am letzten Lehrgangstag statt, um die Wartezeit auf das Ergebnis der Prüfung zu überbrücken. Entsprechend wichtig ist das Thema auch für die Prüfung: Nämlich gar nicht. Es geht um die Durchführung von Brandsicherheitswachen.
- Übergabe der Urkunden. Dann wartet man ggf. noch eine Weile auf die Prüfungskommission, im schlimmsten Fall müssen noch einzelne Lehrgangsteilnehmer zur mündlichen Nachprüfung (siehe ganz unten). In unserem Lehrgang war das aber nicht erforderlich, sodass die Urkunden überreicht worden sind. Ab diesem Moment waren wir ausgebildete Gruppenführer!
- Verabschiedung. Dann gab’s ein großes Dankeschön an die Ausbilder für die gute Prüfungsvorbereitung.
- Abreise. Wir packten unsere Sachen und verließen das IdF.
Prüfung
Ja, selbstverständlich: Der Lehrgang kann noch so spannend sein, das IdF NRW in Münster eine noch so schöne Feuerwehrschule, trotzdem fragen sich Lehrgangsteilnehmende ziemlich schnell, wie die Prüfung abläuft. Wie schwer ist die Prüfung? Wie läuft die Prüfung ab? Gibt es eine praktische Prüfung? Gibt es eine theoretische Prüfung? Hier also ein kleiner Überblick.
Mehr als alles, was man wissen muss, findet man in der Prüfungsrichtlinie zum Gruppenführer-Basislehrgang auf der Internetseite des IdF. Allerdings findet man darin auch viele Informationen, die man als Prüfer benötigt (Bildung des Prüfungsausschusses usw.), aber als Teilnehmer erstmal höchst irrelevant sind. Deshalb hier das Wichtigste.
Es gibt keine Note. Das ist sicherlich schonmal eine interessante Information. Der Lehrgang ist entweder bestanden oder nicht bestanden. Fertig.
Es gibt keine praktische Prüfung. Die Zeiten, in denen ein einzelnes, realitätsfremdes Einsatzszenario zum Fallstrick des Gruppenführerlehrgangs geworden ist, sind vorbei. Geprüft wird nur noch schriftlich und ggf. mündlich.
Die Prüfung besteht aus vier Teilen:
- Erster schriftlicher Prüfungsteil
- Zweiter schriftlicher Prüfungsteil
- Dritter schriftlicher Prüfungsteil
- Vierter Prüfungsteil: Mündliche Prüfung
Wichtig ist, dass der Lehrgang als bestanden gilt, wenn das sogenannte Lehrgangsziel erreicht worden ist, also ausreichend Punkte in den ersten Prüfungsteilen erzielt worden sind. So kommt es, dass der vierter Prüfungsteil (mündliche Prüfung) sehr häufig gar nicht begonnen werden muss, weil man vorher schon genügend Punkte gesammelt hat.
In den vier Prüfungsteilen gibt es verschieden viele Punkte zu erreichen:
Prüfungsteil Nr. | Art | Inhalt | Punkte möglich | Mindestens zu erreichende Punkte |
---|---|---|---|---|
1a | schriftlich | Multiple-Choice-Fragen zu Themengebieten des Vorwissens | 10 | |
1b | schriftlich | Freitextfragen zum Lehrgangsinhalt | 20 | 15 (1a +1b) |
2 | schriftlich | Fallbeispiel aus dem Themengebiet der Stufe Gruppenführer | 20 | 10 |
3 | schriftlich | Fallbeispiel aus dem Themengebiet der Stufe Gruppenführer | 20 | 10 |
4 | mündlich | Mündliche Prüfung Gruppenführer | 30 | 15 |
Wer also zu Beginn des Lehrgangs schon fleißig Punkte sammelt, kann theoretisch schon am Ende von Prüfungsteil 2 (mitten in der schriftlichen Prüfung am letzten Lehrgangstag) einpacken. Der Lehrgang ist dann nämlich schon bestanden. Da man das natürlich erst nach Korrektur des Prüfungsbogens weiß, sollte man unbedingt auch das zweite Fallbeispiel bearbeiten und abgeben. Wer dann unter 35 Punkte hat, muss auch gehen, denn dann sind die mindestens pro Prüfungsteil zu erreichenden Punktzahlen nicht erreicht worden. Zwischen 35 und 49 Punkten wartet noch die mündliche Prüfung. Spätestens mit ihrem bestehen ist man dann aber Gruppenführer.
Prüfungsinhalte
- Teil 1a ist ein Multiple-Choice-Fragebogen über Inhalte vor dem Gruppenführerlehrgang, auf die man sich im Vorfeld bestens vorbereiten konnte (siehe oben)
- Teil 1b. Hier wird dem Lehrgangsteilnehmer eine Facharbeit mit Freitextfragen aus den Themengebieten des Gruppenführerlehrgangs vorgelegt. Als ich meinen Gruppenführerlehrgang am IdF gemacht habe, gab es diesen Prüfungsteil noch nicht.
- Teil 2 und 3. Hier werden dem Lehrgangsteilnehmer zwei Fallbeispiele vorgelegt, die in der Rolle des Gruppenführers bearbeitet werden müssen. Die Fallbeispiele kommen aus den Bereichen Brand, Technische Hilfe und/oder Sonderlage. In meiner Prüfung war die Bearbeitung dieses Prüfungsteils ziemlich einfach: Man hat den Befehl, den man im Einsatz mündlich gegeben hätte, aufgeschrieben. Außerdem hat man beschrieben, welches Mitglied der Gruppe (MA, ME, AT, WT, ST, GF) welche Erstmaßnahmen unternehmen sollen. Fertig.
- Teil 4. In einer mündlichen Prüfung wird die Kompetenz zur Erfüllung der Aufgaben eines Gruppenführers durch den Prüfungsausschuss abgeprüft. Ich habe an diesem Prüfungsteil nicht teilnehmen müssen und kann deshalb keine weiteren Informationen dazu anbieten.
Nach allem, was ich selbst erlebt habe und von meinen Kameradinnen und Kameraden gehört habe, ist der Lehrgang durchaus zu bestehen. Keine Panik.
Na dann. Gut Schlauch und viel Erfolg!