Feuerwehr

Mit Blaulicht durch den Verkehr

Zum zweiten Mal meldete sich mein Pieper, schmetterte seine Trommelfell-zerreißende Symphonie durchs Haus. Und wieder hieß es „Vollalarm – Brandmeldeanlage“. Diesmal aber bei einem Altenheim, möglicherweise war es diesmal kein Fehlalarm, also höchste Eile. Wieder war ich schnell im Auto, schnell am Gerätehaus, wieder dampfte gerade das Tanklöschfahrzeug los, wieder war ich quasi der letzte. Wieder kam mein Löschzugführer hinterhergeschlichen – aber diesmal kam über Funk kein Einsatzabbruch. Und zu allem Unglück musste ich, seit wenigen Wochen im Besitz eines Führerscheint, auch noch fahren!

Ich setzte das Fahrzeug vorsichtig aus der Wache. Irgendwie war ich gedanklich noch beim letzten Einsatz, wenige Tage zuvor. Da hatte uns an genau dieser Stelle der Funkspruch ereilt, dass es sich um einen Fehlalarm handelte und wir nicht mehr ausrücken mussten. Also fuhr ich nicht sofort los, sondern schaute meinen Löschzugführer und Beifahrer erwartungsvoll an. Doch der schaltete Blaulicht und Einsatzhorn für mich ein und ich musste plötzlich damit auf die Straße, ohne Ahnung davon zu haben, was genau ich jetzt tun musste. Nicht, dass ich das nicht liebend gerne schon immer gewollt hatte, aber jetzt, da ein echter Einsatz, vielleicht echte Not da war und das Horn unablässig auf dem Dach schepperte, musste ich mich zusammen reißen und zusehen, zügig meinen ehrenwerten Zugführer im Mannschaftstransportfahrzeug (kurz MTF), ein alter VW T4 Bulli aus den 90er Jahren, zur Einsatzstelle zu chauffieren.

Also sauste ich mit Diesel-Volldampf auf die Straße und unter dem Lärm von sogenanntem Stadt- und Landhorn gut fünf Minuten durch Stadt und Land. Erstmals merkte ich jetzt selbst, wovon sonst andere Einsatzfahrer immer berichteten: Andere Verkehrsteilnehmer schalten offenbar tatsächlich ihren Verstand in den Leerlauf, wenn sie Tatütata hören. Die verrücktesten Manöver fuhren die Leute! Womöglich wäre man gefahrloser von A nach B gekommen, hätte man das Blaulicht einfach ausgeschaltet gelassen. Aber vermutlich ist einfach aller Anfang schwer.

Vor Ort parkte ich dann, getrieben von Adrenalin, so riskant ein, dass mein Beifahrer mit etwas wackeligen Beinen ausstieg, bevor er zur Besatzung des Tanklöschfahrzeugs (kurz TLF) ging und bei der Erkundung der Lage half. Die ergab keine Feststellung, Kommando zurück. Einsatzende.

Voll toll.

Kommentar verfassen